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afuerstenau

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hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Wollte man also grundlegend notwendige Ursachen einer aggressiven Handlung identifizieren, wären am ehesten »Bedürftigkeit« und »Hilflosigkeit« zu nennen. Bei einem Menschen, bei dem alle Bedürfnisse weitgehend und dauerhaft befriedigt sind (zugegebenermaßen ein ziemlich hypothetischer Fall), ist eine aktive Gewalthandlung nicht vorstellbar. Einer Gewalttat muss immer eine persönliche Verletzung, eine Grenzüberschreitung, ein Nicht-befriedigt-Sein eines wesentlichen Bedürfnisses vorangegangen sein.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 139)

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Viele Männer kennen für bestimmte Situationen und Ereignisse nur jeweils ganz spezifische Reaktionsmuster: Beleidigungen, insbesondere »ehrverletzende« Äußerungen, müssen zu körperlich ausgetragenen Sanktionen führen, sexuelle Erregung zum Geschlechtsverkehr, emotionale Verletzungen zum sofortigen Gegenschlag, starke Schamgefühle zum Suizid. Das Paradoxe daran ist, dass diese unmittelbaren, »automatischen« Handlungsreaktionen das männliche Prinzip der Aktivität aufrechterhalten und einen Zustand der Passivität verhindern sollen. »Das lasse ich mir nicht gefallen!«, sagen Gewalttäter gerne und wähnen sich in einer trügerischen Kontrolle über die Situation. Trügerisch deshalb, weil es letztlich nichts Passiveres und Unfreieres gibt, als auf einen bestimmten Reiz immer mit der gleichen Reaktion zu antworten. Durch einen Windstoß ins Auge etwa wird grundsätzlich der Augenlidschlagreflex ausgelöst, um das Auge zu schützen. Der gewalttätige Mann, der sich selbst als Herr der Lage betrachtet, ist wie ein Augenlid, das meint, Herrscher über den Wind zu sein.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 137)

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Alle Gefühle haben zwar unmittelbar spezifische körperliche Reaktionen (etwa erhöhte Muskelanspannung, Herzschlag- und Atemfrequenz bei Angst), keineswegs jedoch grundsätzlich bestimmte Handlungen zur Folge. Ärger oder Hass können demnach aggressive Handlungen zur Folge haben, müssen dies aber nicht zwangsläufig. Der Mensch ist schließlich prinzipiell zur Selbstreflexion und damit zum Abwägen verschiedener Handlungsalternativen sowie zur Steuerung von Impulsen in der Lage.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607)

körperliche Reaktionen ja - körperliche Handlungen nein

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Und ich kann es ihm nachfühlen. Ich kann es ihm sogar sehr nachfühlen! Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, wohlbehütet mit zwei Elternteilen und einem drei Jahre älteren Bruder, kann ich ohne zu zögern feststellen, dass es für viele, viele Jahre meine vorherrschende Motivation war, meinen Bruder zu übertrumpfen.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 131)

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Manchmal schließen die Frauen nämlich in emotionaler Hinsicht von sich auf andere. Sie ignorieren nicht gänzlich die Gefühle der Männer, unterstellen diesen aber, dass sie das Gleiche fühlen müssten wie sie selbst. Dieser »emotionale Egozentrismus« erschwert dann ein Nachvollziehen des männlichen psychischen Funktionierens, etwa der männlichen Form der Fürsorge oder des Leidens unter dem männlichen Dilemma. Besonders staunend, so mein Eindruck, stehen Frauen zum Beispiel der männlichen Vorliebe für Zahlen, Listen, Statistiken und Systeme gegenüber.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 112)

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Nach einigen Sitzungen kommen wir tatsächlich auf eine relevante Situation aus seiner Kindheit zu sprechen, die Herr Jansen später als »mehr als einmalig«, eher als durchgängiges Schema, identifizieren kann.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607)

Es kann zehn oder mehr Stunden dauern, bis es in einer Therapie voran geht. 🤯

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Letztlich ist das kommunikative Kernproblem von Männern also nicht, dass sie nicht mit anderen sprechen oder ihnen zuhören können (oder wollen). Vielmehr besteht die Schwierigkeit für so viele Männer schlichtweg darin, mit sich selbst in einen Dialog zu treten, darauf zu hören, was die inneren Impulse sagen. Und dabei nicht nur einigen wenigen Gefühlen und Bedürfnissen zuzuhören (Freude, Wut, Lust), sondern möglichst allen. Wenn ein Mann schweigt, wenn auch deutlich wird, dass er etwas verschweigt, dann verschweigt er es in der Regel nicht seinem Gegenüber, sondern in erster Linie sich selbst. Wenn er über bestimmte Gefühle oder Bedürfnisse niemals spricht, dann meistens deshalb, weil er nicht mit sich selbst darüber spricht.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 100)

Der wichtigste Aspekt. Ich spreche nicht mit anderen über meine Gefühle, weil ich mit mir selber nicht darüber spreche, weil ich diese gar nicht erkenne.

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Das Schwierige dieser modernen Leistungsanforderungen an Männer ist die Tatsache, dass sie meist nicht explizit formuliert sind. Anders als etwa im beruflichen Kontext weiß der Mann ganz einfach nicht, was von ihm erwartet wird. Er sieht sich einer Fülle von Aufgaben gegenüber, für die er nicht nur in der Kindheit unzureichend ausgebildet wurde, sondern die zudem unklar definiert sind. So entsteht die nächste soziale Leistungsanforderung: Der Mann muss die Aufgaben zunächst »erspüren«. Wer aber nicht weiß, was von ihm erwartet wird, gerät unter Stress. Denn ohne oder mit unklarer Zielbeschreibung kann man sich nicht vorbereiten, kann sich nicht über Fortschritte freuen, kann keine Umgehensweisen mit dem eigenen »Versagen« entwickeln. Und wie soll der Mann widersprüchliche oder unrealistische Erwartungen zurückweisen, wenn diese gar nicht deutlich ausgesprochen sind? Mancher Mann verliert schließlich im Dickicht dieser zwischenmenschlichen Leistungsanforderungen nicht nur die Linie, sondern auch seine psychische Gesundheit, manchmal sogar sich selbst.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607)

Der Mann muss die Aufgabe zunächst erspüren. Da liegt viel Konfliktpotential drin.

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Aber glücklicherweise ist es ja zum Lernen nie zu spät. So können manchmal auch etwas größere »Jungs« noch davon profitieren, wenn ihnen von anderen Männern eine gefühlsoffenere Männlichkeit vorgelebt wird: Viele Männergruppenteilnehmer etwa sind nachhaltig beeindruckt und unmittelbar mit ihrem eigenen Gefühlsumgang konfrontiert, wenn ein anderer Mann sich in der Gruppe verletzlich gezeigt oder geweint hat. Gelegentlich kann auch der Männertherapeut diesbezüglich als »verspätete« männliche Identifikationsfigur wirken.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 73)

Männergruppe - will ich mir auch suchen

hat aus Männerseelen von Björn Süfke zitiert (Goldmann -- 15607)

Björn Süfke: Männerseelen (German language, 2010, Goldmann)

Zu diesem Zweck »müssen« Männer solche Gefühle auch abwehren, wenn sie bei anderen auftauchen. Wenn etwa die Partnerin am Abend von ihrer Verzweiflung und Trauer angesichts demütigender Arbeitsbedingungen oder eines Streits mit einer Freundin berichtet, neigen Männer dazu, gutgemeinte problemlösende Vorschläge zu machen. Während die Frau eigentlich »nur« erwartet, dass der Partner ihr zuhört und ihr Leid nachvollzieht. Genau hier liegt aber der Knackpunkt: Einfühlsames Zuhören und Nachvollziehen der Gefühle eines anderen Menschen bedeutet, diese Gefühle zu einem gewissen Grad selbst zu fühlen. Und diese Gefühle selbst zu spüren bedeutet für den Mann eine fundamentale Bedrohung seiner Identität.

Männerseelen von  (Goldmann -- 15607) (Seite 72)

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Gerade der Aspekt mit der eigenen Bedrohung.