AnnaCarina hat Lust von Elfriede Jelinek besprochen
Review of 'Lust' on 'Goodreads'
5 Sterne
Selten ist mir die Vergabe von 5 Sternen so schwer gefallen.
Es war furchtbar, unerträglich, widerwärtig!
Frau Jelinek ist erbarmungslos, gnadenlos, großartig.
Für mich ist der Schreibstil einzigartig- er fließt- er hat etwas von Musik - anspruchsvoll und poetisch.
Lust hat keinen wirklichen Plot. Frau Jelinek verdichtet die alltäglichen und abendlichen sexuellen Übergriffe des Direktors der Papierfabrik, auf seine Frau Gerti, zu einer niemals endenden Tortour für Gerti und den/die Leser:in. Es schieben sich Sexszenen, Gedanken der Protagonist:innen, die Arbeit in der Papierfabrik, die Erziehung des Kindes, Familienleben und die Wintersportbesessenheit der Österreicher übereinander und ineinander. Musik- eine riesige Komposition.
Ein triebiger Student macht uns seine Aufwartung , ein bisschen Apres Ski Party und eine häufig besoffene Gerti erfreuen das Gemüt.
Frau Jelinik beschreibt den Menschen als Hülle und Sklaven des Konsums, der als Verbraucher selbst verbraucht wird - in der Fabrik, zur Steigerung des Bruttosozialproduktes. Der Mensch als Zerstörer der Natur. Die Frau zerrissen als Objekt der Begierde, als Mutter und dem Zerfall des eigenen Körpers.
Zitat:" ... was stört, ist die Zeit, die seit ihrer Geburt schon vergangen ist ! Besonders hier, wo es hell ist... Doch das Licht der Liebe ... ist auf sie gefallen, hat sie als ein im Fallen schon aufgeplatztes Sackerl Abfall auf den Boden geworfen."
Und dann der Schluß!