AnnaCarina hat Nachts ist es leise in Teheran von Shida Bazyar besprochen
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1 Stern
Iranrevolution 1979, aus der Sicht des kommunistisches Revolutionärs Behsad.
1989 in Westdeutschland, auf dem Land, aus Sicht der Ehefrau (Behsad's) Nahid.
1999 Deutschland, aus Sicht der 10. Klässlerin und Tochter (von Nahid und Besad) Laleh, die mit ihrer Mutter einen Familienbesuch im Iran begeht.
2009 Deutschland, der Sohn (Besad's und Nahid's) und Student Mo.
Irgendwann der kurze Epilog mit Tochter (Besad's und Nahid's) Tara.
Alle Perspektiven, sind in einem Gedankenstrom geschrieben und bauen nicht aufeinander auf. Sie sind eigenständige kurze Episoden aus dem Leben, ihrer Sicht auf das, was sie umgibt und dem was sie fühlen.
Die Tonalität unterscheidet sich im Falle Behsad's, Nahid's und Laleh's so gut wie überhaupt nicht. Mal abgesehen davon, dass die ca. 16 jährige Laleh wie eine 10 jährige spricht und denkt.
Es dominiert eine alles umfassende Schwermut und Melancholie. Die Sprache ist ätherisch, wirkt künstlich und zäh. Das ist der reinste Valiumtrip. Man verliert permament den Fokus, driftet weg, gibt sich der Lethargie und Apathie der Protagonisten hin.
Die Autorin sagt, dass der Gedankenstrom die Nähe zu den Figuren herstellen solle. Fail auf ganzer Linie. Das Ganze Buch schreit nach Schreibschule. Man kann aus allem erkennen was sie versucht hat, was sie erreichen wollte. Der ganze Stil ist völlig charakterlos. Keine der Figuren fühlt sich echt an.
Die Charaktere und Freunde der Charaktere entsprechen alle den typischen stereotypen Bildern von Figuren die es zu Öko-Linken, Migranten und Kultur-Identitätsthemen gibt. Keine neue, erhellende Perspektive.
Mit Mo ändert sich die Tonalität, mit der die Autorin das unterirdischste Kapitel des Buches aufmacht. Ein Student, der 2009 völlig unpolitisch ist. Was schon verwunderlich ist, da seine Mutter Nahid, in Deutschland, einen Abschluss in Politikwissenschaften gemacht hat. Diese aber anscheinend nur völlig apathisch und bebrillt (scheint Mo wichtig zu sein, das ständig zu erwähnen) mit Vatter vor den Nachrichten sitzt. Niemand scheint über politische Dinge in der Familie zu sprechen. Aus dem Iran und der Familie weiß Mo so gut wie nix. Mo muss erst mal Facebook, Youtube und Twitter erklärt werden. Aber lauter abgeschmackte Sprüche, Bemerkungen über Politiker, Politische Ereignisse und Klaus Kleber ( da war aber Schluss mit lustig) dürfen nicht fehlen. Das ist so dermaßen anspruchslos und banal.
Durch den Gedankenstrom, dürfen die Figuren auch nur ihre Gedanken in die Welt pusten und sind dann auch direkt wieder entlassen, in Gedanken über den Geruch von Haaren, Augenbrauen zupfen oder den Müsli mampfenden Mitbewohner.
Wer sich irgendwelche ernsthaften Auseinandersetzungen mit der politischen und gesellschaftlichen Lage im Iran erhofft wird bitter enttäuscht.
Freuen können sich alle Postmodernisten, dass hier das Gefühl und die Emotion die eigentliche Hauptfigur ist. Auf so etwas gehe ich ja extrem steil, wenn ich den Eindruck habe, dass man mich hier versucht zu manipulieren, durch Betroffenheit ("schlimm ist das aber auch, schlimm, schlimm") und sprachliche, gefühlsduselige Zuckerwatte, durch die es zu keiner Konsequenz kommt, der reine Konsum.
Das Buch kommt ohne Triggerwarnung aus. Ich verbuche das mal, gerade in Anbetracht des Themas! als absolute Schwäche. Aber wir wollen den Lesern ja nicht zu viel zumuten. Die bösen Youtubevideos sind ja alle schon schlimm genug. Lieber hoffen, Hoffnung haben. Irgendwann wird schon alles gut.