lysander07 hat The boy in the striped pajamas von John Boyne besprochen
Bored and lonely after his family moves from Berlin to a place called "Out-With" in …
Review of 'The boy in the striped pajamas' on 'Goodreads'
5 Sterne
Bruno ist neun Jahre alt, hat eine ältere Schwester Gretel und lebt zusammen mit seinen Eltern und Dienstpersonal in einer Berliner Villa. Wir schreiben das Jahr 1943. Brunos Vater bekommt eine neue verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, die den Umzug der Familie aus der angenehmen und luxuriösen Umgebung erfordert. Wir erleben diese Zeit aus Brunos Perspektive, also mit den Augen und dem Verstand eines Neunjährigen. Natürlich ist es da für uns nicht leicht zu verstehen, was in der Erwachsenen passiert... (Wer jetzt nicht mehr über das Buch erfahren möchte, sollte die folgenden Absätze überspringen. Ich werde aber nichts darüber verraten, wie das Buch endet. Lediglich die tatsächliche Szenerie werde ich versuchen zu erläutern...)
Brunos Vater ist SS-Offizier. Nach einem Besuch des "Führers" (natürlich kennt Bruno das Wort "Führer" noch nicht, daher ist er beim ihm lautmalerisch einfach "the Fury") wird Brunos Vater die Aufgabe übertragen, als Kommandant des Vernichtungslagers Ausschwitz in Polen zu wirken ("Out-Witch" ist der Name des Ortes gemäß Brunos Weltsicht). Die Familie nimmt den berufsbedingten Umzug auf sich und diese neue Welt ist für Bruno so signifikant anders als alles, was er bis dahin kennt. Natürlich wohnt der Kommandant außerhalb des eigentlichen Lagers. Brunos Welt ist daher durch einen hohen Stacheldrahtzaun vom Lager getrennt. Aber es gibt in Brunos neuer Welt keine gleichaltrigen Freunde. Eines Tages macht er sich auf zu einer Erkundungsexkursion entlang des Zaunes und stößt auf einen kleinen Jungen auf der anderen Seite des Zauns.
"The dot that became a speck that became a blob that became a figure that became a boy..."
Shmuel heißt der kleine Junge und er trägt einen seltsamen gestreiften Pyjama, genau wie alle anderen auch jenseits des Zaunes. Bruno und Shmuel werden Freunde, aber diese Freundschaft ist alles andere als eine gewöhnliche Freundschaft. Doch das Leben am Rande des Lagers hinterlässt auch auf den anderen Familienmitgliedern deutliche Spuren. Brunos Mutter beschließt mit den Kindern zurück nach Berlin zu gehen, was auch das Ende von Brunos und Shmuels Freundschaft bedeutet. Da fasst Bruno einen gewagten Plan, um ein einziges Mal tatsächlich mit seinem Freund Shmuel nicht nur zu reden, sondern richtig zu spielen, und er wagt den Schritt über den Zaun.....
Das Buch ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende, und das Ende, das folgt, wird dem Leser auch noch nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Das Interessante an diesem Buch ist natürlich die kindliche Perspektive auf Seiten der "Täter". Bruno versteht die Welt der Erwachsenen noch nicht und erlebt Ungerechtigkeiten, Schikanen und Drangsalierung der Opfer aus seinem natürlichen und kindlichen Bewusstsein für Recht und Unrecht. Interessant, dass er auch gar nicht weiss, was der Begriff "Jude" bedeutet. So bewegt sich der Leser auf den Spuren eines Neunjährigen durch das unsägliche Grauen eines Teils des vielfach verdrängten nationalsozialistischen Alltags. Der Band ist kurz und fesselt für einen Urlaubstag, allerdings benötigt es doch noch geraume Zeit, um den Inhalt tatsächlich zu verdauen. Der Perspektivwechsel weckt die eigenen Gedankengänge, wirft Fragen auf und beschäftigt noch lange im nachhinein. Trotz der Kürze und der kindlichen Perspektive gelingt es dem Autor, die Figuren prägnant und mitunter tiefgründig zu charakterisieren.