Lars Frantzen hat Das Deutsche Demokratische Reich von Volker Weiß besprochen
Ein Wichtiges Buch zur Rechten Zeit
4 Sterne
Es ist kein ganz leicht zu lesendes Buch, das Volker Weiß da geschrieben hat. Man merkt ihm deutlich den intellektuellen Anspruch an, was erstmal nichts Schlechtes ist, dann aber auch die Gefahr birgt, dass ein in dem Feld ungeübter Leser (wie ich), weniger Freude beim Lesen hat, und vor allem weniger versteht und behält. Und das ist ein wenig schade, da das Thema und der Inhalt des Buches von immenser und aktueller Relevanz sind.
Wer sich schon immer gefragt, was eigentlich “sozial” am Nationalsozialismus sein soll, warum sich extrem Rechte und Nazis gerade zu Russland hingezogen fühlen, und warum Ostdeutschland ein besonders fruchtbarer Boden für diese Tendenzen ist, der wird in diesem Buch Antworten finden.
Vor allem ist es faszinierend zu sehen, wie viel Spielraum in Begriffen steckt. Damit einhergehend dann die unausweichliche Verwirrung der Rechten bei Konflikten wie dem Ukrainekrieg. So recht passen die ganzen Ansätze nicht zusammen, und am Ende einigt man sich auf die Verteidigung der “weißen Rasse”, dem “Volk” und der “Tradition” als kleinsten gemeinsamen Nenner. Und auf den Hass auf alles, was dem fremd ist. Alles, was hiermit politisch einhergeht scheint nur Mittel zum Zweck.
Ein besonderes Augenmerk wird der bewussten Umdeutung von Sprache gewidmet, um Geschichte umzuschreiben und eigene Ziele von belastender sprachlicher Bedeutung zu befreien. Interessanterweise ein Verfahren, das ursprünglich aus dem progressiv linken Spektrum kommt.
Insgesamt lernt und versteht man viel über die aktuelle Strategie und Situation der extremen Rechten weltweit. Damit hat Volker Weiß ein wirklich wichtiges Buch geschrieben, was sicherlich noch wesentlich mehr Menschen erreichen könnte, wäre es etwas zugänglicher geschrieben.