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Deniz Ohde: Streulicht (German language, 2020, Suhrkamp) 4 Sterne

Review of 'Streulicht' on 'Goodreads'

4 Sterne


Ich reagier immer etwas allergisch bei dem Versuch mir Determinismus unterzujubeln. Zu Beginn wurd ich auch immer nervöser bei den Erzählungen aus Schulzeit und der Familie. Diese schüchterne Passivität der Icherzählerin. Schwer zu ertragen.
Hier haben wir allerdings den Fall einer Familiengeschichte und Erlebnissen, die die Autorin für mich weitestgehend absolut plausibel aufbereitet, die mich die Verhaltensweisen emphatisch nachfühlen lassen.

Sprachlich finde ich das Buch herausragend gut. Dieser nüchterne Erzählton ist toll.

Es gab für mich den ein oder anderen Moment im späteren Teenager und jungen Erwachsenenalter, den ich nicht ganz glaubwürdig fand. Auch wenn einem grundlegende Bildung fehlt und man den Begriff Kommilitone nicht kennt, hat man ja dennoch Kontakt zu Menschen von denen man sich etwas abgucken kann. Es geht seit der Kindheit genug Zeit ins Land, die Naivität und Unwissenheit abzulegen, zumal sie eine Internetgeneration darstellt. Man muss schon mit heftigen Scheuklappen durchs Leben laufen, um auf der Uni immer noch in dieser naiven, leicht larmoyanten Art Banalitäten nicht zu wissen, die schnell nachgeschlagen werden können. Immerhin hatte sie 2 Freunde, die sie seit der Schulzeit begleiten. Sie lebte nie völlig isoliert. Die Passivität durchbricht sie an mehreren Punkten ihres Lebens, weshalb Passagen dieser Art : „Ich versteh das Leben da draußen nicht und belasse es auch dabei“, für mich nicht logisch sind und den deterministischen Ansatz zu stark betonen.
Ich spreche hier allerdings von wenigen Ausnahmemomenten, die den Lesegenuss nur marginal eingetrübt haben.