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Review of 'Wilderer' on 'Goodreads'

2 Sterne

Oh ha, jetzt auch auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2022. Bin ich dem Buch nicht gerecht geworden?
Das Buch entspricht null meinen persönlichen Präferenzen und Ästhetikempfinden.
Wir erfahren auf den ersten Seiten, dass Bauer Jakob ernsthafte psychische Probleme hat und wenig empathiefähig ist. Die Geschichte aus seiner Sicht erzählt zu bekommen, hat dementsprechend einen schalen Beigeschmack. Man weiß nie ob’s stimmt oder wie seine Beobachtungen und Empfindungen einzuordnen sind. Typisches Klischee eines Bauern: Wortkarg, kein Bock auf andere Menschen, stumpfsinnig, ungebildet und säuft viel Alkohol.
Insgesamt sind alle Charaktere recht seltsam, teils verstörend. Natürlich redet man nicht über Probleme oder sonstiges was mit Emotionen zu tun hat. Etwas schwelt im Untergrund.
Nähe zu den Figuren ist durch Jakobs Art zu erzählen nicht möglich. Insgesamt wird die Geschichte sehr ruhig erzählt. So teilnahmslos Jakob sein Leben wahrnimmt, so angeödet war ich vom Buch. Bis auf 2 kleine Lichtmomente, die erst zur Hälfte des Buches auftauchten, fand ich es quälend belanglos.

Sprachlich ist das schon gut gearbeitet. Der Erzählstil ist konservativ und nimmt sich leider viel zu ernst.
Social Media, in Form von Tinder und Instagram wird eingebaut und Corona darf kurz zu Besuch kommen, inklusive kleiner Impfdiskussionseinlage. Damit ist doch prima das Jahr abgebildet und das Buch kann als Kandidat für den Buchpreis aufwarten.
Nur, dass diese Themen künstlich und deplatziert in dem Kontext auftauchten, bzw. ziemlich mies eingearbeitet waren.
Thema des Buches: Was weiß man von anderen und von sich selbst? Wer wäre man wenn.. man will wer sein und verhält sich wie ein anderer…. Verachtung der Geschwister oder Enttäuschung? Das Wildern im Leben eines anderen in das man nicht gehört.
Es kommt irgendwann auch das Thema auf, woher die Familie ihr Geld hat : „Judengeld“. Außer dass das fallen gelassen wird, wird nix draus gemacht.
Wer meint, dass irgendeine dunkle Vergangenheit hier aufgearbeitet wird, wird enttäuscht.

Insgesamt konnte ich recht wenig mit der Message des Buches anfangen.