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Stephen King: The Stand. (Paperback, German language, 1992, Bastei Lübbe) 4 Sterne

One man escapes from a biological weapon facility after an accident, carrying with him the …

Review of 'The Stand.' on 'Goodreads'

4 Sterne

Mein erster "ernsthafter" Reread.
Bisher hat the Stand sich als mein Lieblingsbuch von King erwiesen. Nach der zweiten Runde muss es nun den ersten Platz für [b:Duddits. Dreamcatcher|887349|Duddits. Dreamcatcher|Stephen King|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1179193079l/887349.SY75.jpg|643924] räumen.
Ich liebe allerdings nach wie vor dieses unausgeglichene (viele unnötige Szenen, zähe Längen, die sich festbeißen, Symbolik wird stumpf erklärt, zu großer Fokus auf die Gemeinschaft in Boulder, Vernachlässigung der Gemeinschaft in Vegas, das letzte Gefecht ein kleiner Pups, der Showdown ein Witz im Vergleich zur Epik der Wanderschaften) Monsterwerk.
Mir ist völlig schleierhaft, wie ich die Fanfiction auf Herr der Ringe beim ersten Read nicht sehen konnte.
Das Buch hat einige Parallelen zu [b:Unrast|8722247|Unrast|Olga Tokarczuk|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1489515106l/8722247.SY75.jpg|2014747].
Das Unterwegs sein spielt eine entscheidende Rolle. Wie bei Tokarczuk wird das Sesshafte, in großen Menschengruppen, als Überwachung und Kontrollfunktion sozialer Normen gesehen - Regeln, die zu Machtmissbrauch und Gewalt entgleiten. Der Mensch, der durch zu große Staatenbildung, sich von sich selbst entfremdet. King scheint hier eindeutig in Richtung Kleingruppe zu tendieren.
Der Satz der beide Bücher eint: "Das wahre Leben findet in Bewegung statt"

King bringt in the Stand Konsumkritik, die Gefahr des technologischen Fortschritts, die Prostitution der Wissenschaft für die Waffenindustrie, die Angst vor der atomaren Zerstörung an.
Die Atomwaffentests in den 50/60er Jahren in Nevada und der kalte Krieg sind historische Ereignisse, die hier verarbeitet werden. Ganz klare Parallelen zu Adorno und Horkheimer.

Allein das Bedürfnis an höhere Mächte/Götter zu glauben, ermöglicht es, dass das Böse, in Persona Randell Flaggs, Fuß fassen kann. Seine Macht basiert auf Angst und Manipulation. Und natürlich, wie bei jeder theologischen Aufladung müssen Opfer dargeboten werden. King lehrt: Das Böse kann die Stärke der "Schwachen" oder des vermeintlich Irrelevanten nicht sehen.
Und natürlich sind die "Irrelevanten" die Helden in Kings Roman (Kojak und Tom).

"Mülli" ist eine großartige Figur, die verdeutlicht welches Chaos "die Geister die ich rief" anrichten, wenn sie sich in ihrem fanatischen Eifer verselbstständigen.

Ich habe lange gerätselt warum King in the Stand Religion und Gläubigkeit durch Mutter Abigail und die Gemeinschaft um Boulder so positiv auflädt. Wer andere seiner Werke kennt, weiß, welche harte überbordende Kritik er sonst an Religiösität der fanatischen Art übt.
Jetzt kommt von mir eine steile These zu dem Ganzen:
Er nutzt die Archetypen Gut und Böse in Verbindung mit Gläubigkeit und Religiösität, da sie das eingängigste Symbol dafür sind. Mutter Abigail als Sinnbild für den Glauben und die menschliche Fähigkeit zur Hoffnung in schwierigen Zeiten. Wenn allerdings der Glaube an das Böse oder die Angst vor dem Bösen ausradiert wird und das Böse sich damit auflöst, verliert auch der Glaube an den Gegenspieler, des Guten, Gott, seine zentrale Bedeutung und Macht. Eigentlich sagt "the Stand" : Der Mensch ist in der Lage aus sich selbst heraus sinnstiftend oder zerstörerisch zu sein - Religion hebt dies lediglich auf eine Metaebene. Dennoch ist der Mensch immer wieder auf sich selbst zurück zurückgeworfen und wenn er ganz bei sich ist, in seinem "wilden Naturzustand" (wie Joe, später Leo), kann er auf übersinnliche Weise, sein eigener Prophet werden. Gott wird obsolet.