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Ernesto Sabato: Der Tunnel (Paperback, German language, 2010, Wagenbach, Wagenbach Klaus GmbH) 2 Sterne

Juan Pablo Castel is a tormented and insane painter who falls for Maria, a woman …

Review of 'Der Tunnel' on 'Goodreads'

2 Sterne

Ein Maler der in einem seiner Werke eine Fensterszene unterbringt, die absolute Einsamkeit ausstrahlt. Nur eine einzige Person, Maria, nimmt diese wahr und scheint davon fasziniert und bewegt zu sein. Er verfällt der Obsession diese Frau nun zu verfolgen und herauszufinden was sie in dieser Szene sieht - Ende tödlich.

Sabato spielt hier mit der Isolation eines Subjektes, das in der imaginären Welt gefangen ist, dem Sprache, symbolische Ordnung fehlt, sich selbst im Kontext zur Realität zu sehen und zu setzen. Er wird von dem Realen, Unsagbaren, seinen Ängsten, Unsicherheiten, Unzulänglichkeiten überwältigt.
In Sehnsucht nach Verbindung, sieht er in ein Maria einen Spiegel seiner selbst, gegen den er beginnt in Feindseligkeit erbittert anzukämpfen. Wer liebt will hassen.

Typische Buzzwords des Existentialismus folgen: Nutzlose Komödie des Lebens, Idee der Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit...

Die Melancholie begleitet die Person Marias. Eine ergebene Traurigkeit etwas verloren zu haben, von dem man nicht weiß was es ist. Die Melancholie Castels, der sein Objekt Maria bekommt und feststellt, dass sie ihm die Antworten nicht geben kann, die er sucht.

Leider ist das sprachlich und stilistisch unschön umgesetzt.
Er lässt Castel in einer distanzierten, Retrospektive erzählen. Vieles wirkt plakativ und konstruiert.
Der fehlenden symbolischen Ordnung, dem wirren fließen der Bedeutungen, dem Festhängen im Imaginären, wird kein probates Stilmittel entgegengesetzt.
Eine sehr gute Vergleichslektüre ist [b:Der andere Name: Heptalogie I-II|48507070|Der andere Name Heptalogie I-II|Jon Fosse|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1571498393l/48507070.SY75.jpg|72858854], in der wir eine ähnliche psychologische Situation vorfinden. Fosse nutzt den Gedankenstrom, die kreisenden Wiederholungen und eine reduzierte Sprache, die kaum Eigenschaftszuschreibungen des Subjektes setzen. Nichts davon bei Sabato zu sehen. Ein entgegengesetztes Beispiel ist [b:American Psycho|28676|American Psycho|Bret Easton Ellis|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1436934349l/28676.SY75.jpg|2270060], in dem wir ebenfalls die Isolation des Subjektes vorfinden. BEE arbeitet mit dem Wahnsinn an sich und lässt das Subjekt in den endlosen popkulturellen Referenzen zerfließen. Er arbeitet hart mit Übertreibungen. Es gibt zwar die ein oder andere Szene in der Tunnel, die so grotesk/absurd ist, dass sie einen komisch/lustigen Drive bekommt. Dies wirkt aber ungewollt, hilflos komisch.

Das Buch ist durchaus universell lesbar. Nicht nur ein Kind seiner Zeit. Ist aber ehr eine lustlose Angelegenheit, der ich nur auf rein unterkühlter, kognitiver Enträtselungsebene etwas abgewinnen kann.