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hat Allerseelen von Cees Nooteboom besprochen

Cees Nooteboom: Allerseelen (Hardcover, German language, 2004, Süddeutsche Zeitung GmbH) 4 Sterne

Review of 'Allerseelen' on 'Goodreads'

4 Sterne

„Wie viel Vergangenheit kann man eigentlich in sich verkraften?“

Ein schwermütig, melancholischer Pilger auf Wanderschaft. Wer weist Arthur den Weg?

Ironie, Komik Fehlanzeige.

Freunde. Gemeinschaftliche Szenen. Sie halten ihn, sorgen dafür, dass er sich nicht auflöst, als Pilger wandern kann und bieten ihm ein zu Hause an.

Arthur bekommt von Nooteboom seine Nische, in die er sich jederzeit zurückziehen darf, nachdenken, verschwinden, sich langsam öffnen, zurück ins Leben tasten.

Die Szenerie ist fragil. Die Stimmung ist fragil. Arthur ist fragil.
Nooteboom bespielt die Abwesenheit, den Abschied, die Schatten und unsichtbaren Signaturen.

Und dann ist da noch Elik:

Er wußte, daß, was immer geschehen würde, es nicht straflos sein würde, daß diese Frau einen Entschluß gefaßt hatte, daß sie ihn nicht mied, nicht mehr vor ihm auswich, daß sie ihm nicht widerfuhr, daß dies eine Gefahrenzone war, in der er sich bewegen mußte, als sei er kaum da, in der er wissen mußte, daß er hier Zutritt erhalten hatte, daß er anwesend war, damit sie abwesend sein konnte, daß hier nach einer so absoluten Form des Vergessens gesucht wurde, daß er sich erst dann von ihr mitreißen lassen durfte, wenn diese Abwesenheit erreicht war, wenn die Körper in diesem Zimmer ihre Personen vergessen hatten, bis ein Mann viel später den Kopf von der Schulter einer Frau heben und diesen anderen Kopf unter sich betrachten und Tränen in einem abgewandten Gesicht sehen würde, wenig Tränen, eine Narbe, die glänzt, einen Körper, der sich zusammenrollt, als wolle er jetzt für allezeit schlafen, und der nicht mehr dasein wird, wenn er aufwacht, wenn das graue Berliner Licht durch die vorhanglosen Fenster hereinschleicht, er die Stille, die Bücher, den fahlen, kerkerartigen Raum wahrnimmt.

Eine Frau mit ebenfalls zu viel Vergangenheit.
Keine Erfüllung. Öffnung. Arthur kann sich einlassen.
Hoffnung für ihn,der den Schmerz der Abweisung überlebt. Scheintot ins Leben.