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Daniel Kehlmann: Ich und Kaminski (German language, 2003, Suhrkamp, Suhrkamp Publishers) 3 Sterne

Review of 'Ich und Kaminski' on 'Goodreads'

3 Sterne

Sebastian Zöllner, selbstgefälliges Bürschchen, soll eine Biografie über den zurückgezogen lebenden Maler Manuel Kaminsky schreiben. Kaminsky ist blind und gesundheitlich angeschlagen.
Die Tochter entpuppt sich für Zöllner als Problemfaktor, die den Vater vor ihm abschirmt.

Zöllner, der wenig an Kaminskys Leben, sondern nur an einem sensationellen Aufhänger interessiert ist, sorgt dafür allein mit Kaminsky zu sein, durchschnüffelt das Haus, findet Briefe, konfrontiert Kaminsyky mit seiner Jugendliebe, von der er glaubt sie sei tot und dann gehts rund.
Die beiden begeben sich auf einen Roadtrip.

Schnell wird klar, Kaminsky ist nicht der senile alte Sack, der von der Tochter bevormundet wird. Ganz süffisant durchkreuzt er Zöllners Pläne und erteilt ihm eine Lektion, muss aber dennoch selber in Konfrontration mit seiner Jugendliebe einiges wegstecken, bzw. stellt sich die Sache ein wenig anders dar als gedacht.

Der Roman wird selbstgefällig, eitel aus der Ich-Perspektive Sebastian Zöllners erzählt.
Kehlmann versteht sich darauf, schweren Themen eine spritzige Leichtigkeit zu verpassen. Sehr unterhaltsame Tonalität. Ironische Szenen und lebendige Dialoge, die teilweise schon arg an der Klamaukgrenze schrabbeln.

Die Charaktere sind vielschichtig und komplex gestaltet. Gerade Zöllner ist trotz seiner negativen Eigenschaften und der narzisstischen Persönlichkeitsstruktur sehr facettenreich, dynamisch angelegt.

Das Thema Kunst und Künstlerdasein wird sehr seicht bespielt. Von Bildungsdünkel sind wir hier weit entfernt. Im Grunde geht es ehr in der Quintessenz um Ruhm und Vergänglichkeit. Am Ende kennt dich eh keiner mehr.

Auch wenn dieses Buch eins der kantigeren von Kehlmann ist, die ich mehr mag, weil sie noch nicht so perfekt durchgeplant sind, lese ich auch hier bereits die Struktur, die Motive und Absichten zu klar heraus. Und das ist tatsächlich seltsam, da der Text sprachlich sehr leicht daher kommt, haftet ihm dennoch eine steife Note der bewussten Inszenierung an. Er fühlt sich nicht echt an. Ein künstliches Kunstprodukt.