Dieser Roman ist über die Literaturwelt gekommen wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das am Beispiel von sechs Generationen außergewöhnlicher Frauen das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt. Vom Georgien am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis ins Deutschland zu Anfang des neuen Millenniums spannt Nino Haratischwili den Bogen. Alles beginnt mit Stasia, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten. Mit ihrer Geburt setzt die Geschichte ein, die fortan wie ein gewaltiger Strom mit unzähligen Nebenarmen und Verwirbelungen durch Europa zieht und den Leser bis zur letzten Seite in ihrem Sog gefangen hält.
Ein großer Roman über Frauen im 20. Jahrhundert, über Georgien und die Welt
5 Sterne
Was für ein Brett von Buch: Auf mehr als 1200 Seiten bzw. 43 Stunden Hörbuch erzählt Nino Haratischwili die Geschichte einer georgischen Familie über den gesamten Verlauf des 20. Jahrhunderts – im Gegensatz zu klassischen historischen Panoramen aber nicht aus der Perspektive mächtiger Männer, sondern aus der von Frauen einer gehobenen Schicht aber fern der Macht.
Es geht dabei um Hoffnungen und Pläne, aber auch um Traumata und Leid in einer sich stetig wandelnden Welt. Alle Hauptfiguren tragen die Geschichte der Familie in sich und suchen ihren eigenen Weg, mit dem Wandel umzugehen.
Review of 'Das achte Leben (für Brilka)' on 'Goodreads'
4 Sterne
Ein 100 jähriges Familienepos, einer georgischen Familie, inmitten der Oktoberrevolution, des 1. Weltkrieges, des 2. Weltkrieges, der Zeit des eisernen Vorhangs, der ständigen Revolten und Aufstände, bis hin zu den kriegerischen Konflikten in den frühen 90er Jahren mit Abschluss im Jahre 2008. Der Prolog und das Ende bilden einen pathetischen Singsang im Stile einer großen Soap Opera. Das dazwischen erzählt eine eindringliche Familiengeschichte, von der man wirklich glauben mag, sie sei verflucht. Wie viel übler Shit kann denn bitte so vielen Generationen passieren und nahezu jeder Person? Die ersten 300 Seiten hatte ich das Gefühl die Autorin müsse sich noch warm schreiben. Da sprang bei mir wenig über, fühlte mich lediglich berichthaft informiert. Sie behält über das gesamte Buch einen straight, chronologischen, erzählenden Schreibstil bei, der keine großen Besonderheiten aufweist. Ich denke, dass sie damit so wenig wie möglich von den Personen und deren Schicksalen ablenken wollte. Im großen und …
Ein 100 jähriges Familienepos, einer georgischen Familie, inmitten der Oktoberrevolution, des 1. Weltkrieges, des 2. Weltkrieges, der Zeit des eisernen Vorhangs, der ständigen Revolten und Aufstände, bis hin zu den kriegerischen Konflikten in den frühen 90er Jahren mit Abschluss im Jahre 2008. Der Prolog und das Ende bilden einen pathetischen Singsang im Stile einer großen Soap Opera. Das dazwischen erzählt eine eindringliche Familiengeschichte, von der man wirklich glauben mag, sie sei verflucht. Wie viel übler Shit kann denn bitte so vielen Generationen passieren und nahezu jeder Person? Die ersten 300 Seiten hatte ich das Gefühl die Autorin müsse sich noch warm schreiben. Da sprang bei mir wenig über, fühlte mich lediglich berichthaft informiert. Sie behält über das gesamte Buch einen straight, chronologischen, erzählenden Schreibstil bei, der keine großen Besonderheiten aufweist. Ich denke, dass sie damit so wenig wie möglich von den Personen und deren Schicksalen ablenken wollte. Im großen und Ganzen gelingt ihr dies. Wir erleben immer wieder größere Zeitsprünge, die mich in der ersten Hälfte sehr gestört haben. Mag aber auch daran liegen, dass ich gerne mehr über die politischen Dinge zur Zeit der Oktoberrevolution und der Weltkriege erfahren hätte. Durch die Sprünge verdichtet sich das Familiengeschehen, so dass wir als Leser ohne Luft holen zu können von einem Dilemma ins nächste tappen. Ist wahrscheinlich Geschmackssache- ich lese so etwas lieber episch in die Breite gezogen.
5 Sterne würdig ist ihre Charaktergestaltung und Entwicklung. Ein Facettenreichtum an Persönlichkeitsmerkmalen und Arten mit ein und der selben Situation umzugehen. Die Psychologie und Erkenntnis dahinter ist grandios herausgearbeitet. Hier durchbricht sie auch den klassischen Erzählstil und schafft wunderbare Gedanken und tiefschürfende Satzkonstruktionen. Das große Schweigen liegt in jeder Generation schwer auf den Protagonisten. Man altert mit den Geschwistern Stasia und Christine- verflucht Stasia in jungen Jahren ihrer Passivität wegen und liebt sie im Alter-gesteht ihr alles zu, verteidigt sie ob ihrer Schrulligkeit.
Hätte die Autorin diese Geschichte nicht so klassisch erzählt, wäre die Schokoladenfluch-Symbologie (die ich völlig unnötig und deplatziert fand: Wir brauchen alle unseren Aberglauben oder wie?) nicht gewesen und gäbe es nicht hier und da den ein oder anderen zu großen Zufall, wären für mich daraus eindeutig 5 Sterne geworden.