AnnaCarina hat Traurige Tropen. von Claude Lévi-Strauss besprochen
Review of 'Traurige Tropen.' on 'Goodreads'
5 Sterne
Ein außerordentliches Buch, das sich für mich wie ein Krimi des Geistes las.
Levi Strauss denkt gegen sich selbst - seine strukturalistische Analyse, das System auf dem er sein Denken begründet kämpft verzweifelt mit dem was er vorfindet und dem welche Räume seine poetische bewegende Sprache öffnen.
Er glaubt an wiederkehrende Muster, an eine Ordnung die ordnet - eine Struktur, die nicht nur Beschreibung ist, sondern auch die Prinzipien festlegt, nach denen Gesellschaften sich formen. Er glaubt an Struktur als universelles Merkmal. Er glaubt an eine gewisse Objektivität die außerhalb kultureller und sozialer Mechanismen existieren könnte und gerät in ein furchtbares Paradox.
Wenn er sagt, dass „jede menschliche Gesellschaft unter den ihr offenstehenden Möglichkeiten eine bestimmte Wahl getroffen hat“, dann klingt das so, als gäbe es eine kollektive Entscheidungsinstanz, die aktiv und bewusst agiert. Kontingenz scheint ihm fremd zu sein.
Er gelangt zum äußersten Punkt der Wildheit, um festzustellen, sie …
Ein außerordentliches Buch, das sich für mich wie ein Krimi des Geistes las.
Levi Strauss denkt gegen sich selbst - seine strukturalistische Analyse, das System auf dem er sein Denken begründet kämpft verzweifelt mit dem was er vorfindet und dem welche Räume seine poetische bewegende Sprache öffnen.
Er glaubt an wiederkehrende Muster, an eine Ordnung die ordnet - eine Struktur, die nicht nur Beschreibung ist, sondern auch die Prinzipien festlegt, nach denen Gesellschaften sich formen. Er glaubt an Struktur als universelles Merkmal. Er glaubt an eine gewisse Objektivität die außerhalb kultureller und sozialer Mechanismen existieren könnte und gerät in ein furchtbares Paradox.
Wenn er sagt, dass „jede menschliche Gesellschaft unter den ihr offenstehenden Möglichkeiten eine bestimmte Wahl getroffen hat“, dann klingt das so, als gäbe es eine kollektive Entscheidungsinstanz, die aktiv und bewusst agiert. Kontingenz scheint ihm fremd zu sein.
Er gelangt zum äußersten Punkt der Wildheit, um festzustellen, sie ist zu Wild um sie über den Strukturalismus analysieren zu können. Ein Volk das fragil, immer kurz vor der Auflösung im Imaginären lebt. Kriegerisch. Unverständlich.
Die Welt die er erforscht entzieht sich immer wieder seiner Ordnung.
Doch statt mir eine neue Welt zu eröffnen, Gab mir mein abenteuerliches Leben Ein seltsames Paradox- ehr die Alte zurück, Während mir jene andere, Der ich nachgestrebt hatte, Zwischen den Fingern zerrann, In dem Maße, in dem die Menschen und Landschaften, Die zu erobern ich ausgezogen war, Die erhoffte Bedeutung verloren, Sobald ich sie vor mir sah, Traten an die Stelle dieser enttäuschenden, Wie auch immer präsenten Bilder, Andere, die meine Vergangenheit vorrätig hielt, Denen ich keinerlei Wert beigemessen hatte, Solange sie noch zu der Realität gehörten, Die mich umgab.
Auf den letzten 30 Seiten zerbricht etwas in ihm. Sein Strukturalismus zerbricht an seiner eigenen Erkenntnis: dass alles, was er beschreibt, letztlich nur Entropie produziert.