AnnaCarina hat Der Prozess von Ed Van Der (PHT)/ Elsken besprochen
Review of 'Der Prozess' on 'Goodreads'
2 Sterne
„Der Stil ist der Mensch selbst“ [Georges-Louis Leclerc de Buffon]
Das Reallexikon der Literaturwissenschaft weiter dazu:
„Der Stil ist die Anordnung oder Bewegung die man in seine Gedanken legt“
Kafka zeigt mit dem Prozess, dass der Stil weiter gedacht werden muss. Er ist die Antwort auf den fundamentalen Mangel der jedem Subjekt eingeschrieben ist. Das Begehren eines Objektes, das verschwunden und unerreichbar ist. Das Begehren ist immer das Begehren des Anderen. Der Andere ist der Ort der Sprache und des Gesetzes.
Nun kommt meine subjektive Einfärbung hinein. Wie empfinde ich denn den Stil seiner Literatur?
Kindlich, naiv, theatralisch, klamaukig, formell, bürokratisch, verschachtelte Satzungetüme, sperrig und umständlich. Stilbruch? Jaha. Bewusst. Zweck: Groteske Absurdität, Ängste, Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Passivität, Machtlosigkeit, Sinnlosigkeit, Verletzlichkeit – Sanftheit und Zerbrechlichkeit als Kontrast zu Autorität und Strenge
Geht das für mich auf? Nein.
Interessant ist das Buch für mich nur unter dem Aspekt der Symbolik.
Stilistisch und …
„Der Stil ist der Mensch selbst“ [Georges-Louis Leclerc de Buffon]
Das Reallexikon der Literaturwissenschaft weiter dazu:
„Der Stil ist die Anordnung oder Bewegung die man in seine Gedanken legt“
Kafka zeigt mit dem Prozess, dass der Stil weiter gedacht werden muss. Er ist die Antwort auf den fundamentalen Mangel der jedem Subjekt eingeschrieben ist. Das Begehren eines Objektes, das verschwunden und unerreichbar ist. Das Begehren ist immer das Begehren des Anderen. Der Andere ist der Ort der Sprache und des Gesetzes.
Nun kommt meine subjektive Einfärbung hinein. Wie empfinde ich denn den Stil seiner Literatur?
Kindlich, naiv, theatralisch, klamaukig, formell, bürokratisch, verschachtelte Satzungetüme, sperrig und umständlich. Stilbruch? Jaha. Bewusst. Zweck: Groteske Absurdität, Ängste, Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Passivität, Machtlosigkeit, Sinnlosigkeit, Verletzlichkeit – Sanftheit und Zerbrechlichkeit als Kontrast zu Autorität und Strenge
Geht das für mich auf? Nein.
Interessant ist das Buch für mich nur unter dem Aspekt der Symbolik.
Stilistisch und Sprachlich fährt er bei mir vor eine Wand. Ich langweile mich auf der Plotebene. Ich empfinde etliche Szenen, Gedanken, Gespräche redundant. Für mich plätschert die Sprache viel zu naiv vor sich hin und nimmt den absurden Szenen jegliche Bedrohlichkeit, Schärfe und Wucht. Die Satzungetüme verstellen den Lesefluss. Ich hasse Klamauk!
Das Buch bespielt im Grunde einen individuellen Fatalismus. Da bin ich ja schon mit meiner Meinung zu Marquez historischem-kollektiv Fatalismus unangenehm aufgefallen.
Kafka arbeitet selbstredend komplett anders als Marquez, dennoch interessiert er mich ab dem Moment nicht mehr, ab dem er die spannende Selbstanklage in passiver Duldungshaltung zur eigenen Opferung treibt. Die Unmöglichkeit der Freiheit ohne Dampf nach vorne, voller Wirrniss, Banalitäten und „lustigen“ durchs Bett Gehüpfe Szene, beim Maler, um den Ausgang zu finden, maskiert. Schuld, Schuld, Schuld! Ja K. Ich weiß, du willst nicht Schuld sein, deshalb lässt du das die Anderen erledigen.
Primär interessant (für mich) ist der Aspekt der Frauenfiguren und daraus resultierend „Das Gesetz-der Mutter“.
Die Konfrontation des Genießens der weiblichen Sexualität. Die Worte der Mutter, die Sprache, werden zur Gesetzeskraft für das Triebleben, wenn sie unverständlich, zweideutig wirken.
Die sexuelle Konnotation und die ambivalente, verwirrende Kommunikation der Frauen in Kafkas Werk, interpretiere ich als Träger des sexuellen Genießens. Das Genießen treibt das Begehren immer weiter an. Es wird gebissen – masochistischer Schmerz – um sich vollends an dem Unverständlichen abzuarbeiten und die entfremdeten Strukturen der Ordnung zu durchbrechen.
Die Szenen spiegeln natürlich auch Kafkas eigenes kompliziertes Verhältnis zur Sexualität und Beziehungen einzugehen. In den Briefen an Felice Bauer kommt diese Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst vor den damit verbundenen Verpflichtungen und Konsequenzen sehr gut heraus.
Natürlich spiegeln die Frauenfiguren die Themen Macht, Kontrolle, Verletzlichkeit.
Gerade Leni treibt den masochistischen Gedanken, dass Rettung nur unter der Bedingung der Selbstzerstörung möglich ist ins absurde. Ein Netz aus Begehren, Angst und unbewusster Anziehung zu selbstzerstörerischen Pfaden.
Och – kommt uns das nicht irgendwie aus American Psycho bekannt vor?
Na, haben wir da nicht auch einen Fatalismus? Konsequent, am Individuum, das systemisch verspeist wird. So will ich den hoffnungslosen Freiheitskampf sehen und nicht in dem Rumgewinsel Kafkas, einer ständigen Vermeidungsstrategie, die auf mich wie ein pervertierter Hedonismus wirkt.